Mittwoch, 28. Mai 2014

Handikap-Segeln-2014

Samstag, 24.5.2014, vormittags 11 Uhr: fremde Gesichter auf dem Club- Grundstück. Merkwürdige Personen die T-Shirts tragen mit der Aufschrift „Round-Table- 44, Berlin“. Und AWO-Mitarbeiter/innen aus Schöneberg mit ihren Schützlingen, die gleich segeln werden. Die meisten von ihnen das aller erste Mal im Leben.

In den Gesichtern der Schützlinge spiegelt sich die ganze Bandbreite eines bevorstehenden Abenteuers: Aufregung, Neugierde, ein bisschen Stolz dabeizusein, Vorfreude. Aber auch ein bisschen Angst und Unwohlsein wegen der Dinge die da von Ihnen vielleicht erwartet werden. Die Schützlinge sind Menschen die in Wohngruppen von der Arbeiterwohlfahrt-Schöneberg betreut werden. Sie alle haben ein Handikap. Mal etwas größer mal etwas kleiner. Und alle werden heute (das erste Mal ) Segeln. Nicht nur einfach gesegelt werden, sondern mit anpacken. Leinen ziehen, Winschen kurbeln und einige auch am Steuer stehen.

Bereits im vergangenen Jahr hatten Birgit Knerler und Jochen Martin dieses „Event für besondere Menschen“ organisiert. Gemeinsam mit Björn Richartzhagen von Round-Table 44 Berlin (einem weltweit organisiertem Verein junger Männer die sich u.a. für soziale Projekte engagieren) und der Arbeiterwohlfahrt Schöneberg mit ihrer Vorsitzenden Marion Kurze haben die beiden diesem Tag seit langem geplant. „Wir wollten etwas besonderes, ein Erlebnis für die Mitglieder der Wohngruppen organisieren, beschrieb Jochen seine Motivation. Und Birgit fügte hinzu: “Wir sind mit unseren Booten und dem Vereinsgelände so sehr auf der Sonnenseite des Lebens, dass ich es als unsere Pflicht verstehe etwas davon weiterzugeben."

Und so sahen es auch die Skipper der Boote: Abendbrise, Bluebird, Cherrytime, Ester of Humble, Grautvornix, Harvey und Queeny, die insgesamt 25 Wohngruppenbewohner und Betreuer auf ihre Boote einluden, um mit ihnen den Wannsee, die Unterhavel und sogar Rund-Pfaueninsel zu ersegeln.

Die anfängliche Skepsis, ja manchmal auch Angst, wich schnell der Neugierde. Für manchen war schon das an Bord kommen eine kleine Überwindung, aber wenn es geschafft war auch ein Grund zu berechtigtem Selbstbewusstsein. Und als dann alle an Bord waren wurden Leinen gezogen um damit Segel zu setzen, die Winschen gekurbelt bis das Tuch stand, das Steuer fest in der Hand und das Ziel genau im Auge gehalten. Nach 2-3 Stunden waren alle wieder gesund im Hafen angelandet. Die Wohngruppenbewohner hatten sich untereinander Unmengen zu erzählen. Von Seekrankheit und Windböen von Flauten und schlagenden Segeln. Und überall Freude in den Gesichtern.

Round-Table-Mitglieder und AWO Betreuer/-innen hatten in der Zwischenzeit den Grill angeschmissen und die Segler und ihre Crews konnten sich nach Herzenslust bedienen. Ein Bier rundete das Ganze ab und es gab eine herrliche Sommerstimmung an den Biertischen vor unserer Terrasse mit herumalbernden Skippern und ihren neuen Crews.

Für einige von uns war es das erste Mal "Segler mit Handikap" an Bord zu haben. Für mich eine schöne, eine neue Erfahrung. Es hat Spaß gemacht Freude zu bereiten. Und nicht nur mir. Wohngruppenbewohner, Arbeiterwohlfahrt, Round-Table 44, und unsere Mitglieder waren sich einig: das wird spätestens im nächsten Jahr wiederholt.

Und alle freuen sich schon jetzt aufs Handikap-Segeln-2015.

Rainer Knerler

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen